Nach dem gewaltsamen Tod von Sarah Everard sieht sich die Londoner Polizei mit einem harten Bericht konfrontiert. Demnach haben Frauen innerhalb der Behörde mit Sexismus und Anfeindungen zu kämpfen. Auch Homophobie und Rassismus seien dort laut Bericht an der Tagesordnung.

Die Londoner Polizei ist institutionell rassistisch, frauenfeindlich und homophob. Zu diesem Schluss gelangt ein unabhängiger Untersuchungsbericht, der in der Nacht zum Dienstag veröffentlicht wurde. Gewalt gegen Frauen und Mädchen sei nicht ernstgenommen worden. Die Autorin des Berichts, Louise Casey, forderte die Metropolitan Police (Met) zu tiefgreifenden Änderungen auf. „Es ist nicht unsere Aufgabe als Öffentlichkeit, uns vor der Polizei zu schützen. Es ist die Aufgabe der Polizei, uns Bürger zu schützen“, sagte Casey. „Viel zu viele Londoner haben das Vertrauen in die Polizei verloren, dies zu tun.“

Nach dem Erscheinen des Berichts räumte der britische Premier Rishi Sunak einen Vertrauensverlust in die Behörde ein. „Im Moment ist das Vertrauen in die Polizei durch die Dinge, die wir im vergangenen Jahr erfahren haben, enorm beschädigt worden“, sagte Sunak am Dienstag in einem BBC-Interview. Danach gefragt, ob er denke, dass seine Töchter in London der Polizei vertrauen könnten, sagte er: „Natürlich müssen wir sicherstellen, dass die Antwort auf diese Frage Ja lautet.“

Die britische Innenministerin Suella Braverman rief die neue Polizeiführung auf, die Situation in den Griff zu bekommen. „Der Bericht macht klar, dass es systemische und anhaltende Probleme bei der Führung und Organisationskultur gibt“, sagte sie bei Sky News.

Der 363 Seiten lange Bericht sei drastisch, hart und schonungslos, sagte Casey, die als unabhängige Abgeordnete im Oberhaus sitzt. So gebe es weit verbreitetes Mobbing in der Behörde. „Beamtinnen und weibliche Beschäftigte sehen sich routinemäßig mit Sexismus und Frauenfeindlichkeit konfrontiert“, heißt es darin. „Die Met hat ihre weiblichen Angestellten oder Mitglieder der Öffentlichkeit weder vor Tätern in der Polizei, die häusliche Gewalt anwenden, noch vor denen geschützt, die ihre Position für sexuelle Zwecke missbrauchen.“ Es gebe zudem rassistische Beamte und Beschäftigte sowie „tief sitzende Homophobie“, urteilte Casey.

Der Bericht war in Auftrag gegeben worden, nachdem im März 2021 ein Polizist die 33-jährige Londonerin Sarah Everard unter Einsatz seines Dienstausweises entführt sowie anschließend vergewaltigt und ermordet hatte. Auch danach kamen Skandale ans Licht. Im Februar wurde ein Beamter zu jahrzehntelanger Haft verurteilt, der fast 20 Jahre lang ein Dutzend Frauen wiederholt vergewaltigt hatte.

Der aktuelle Polizeichef Mark Rowley ist seit rund einem halben Jahr im Amt. Er versprach, hart durchzugreifen und bis Ende März einen Zwischenstand zu veröffentlichen, wie viele problematische Beamte bereits aus dem Dienst entfernt worden seien. „Wir haben Rassisten, Frauenfeinde und Homophobe in der Organisation“, bekannte Rowley. „Wir haben schon Leute suspendiert. Wir ermitteln gegen Leute. Wir schmeißen sie raus“, versprach er im Sky-News-Interview.

Quelle: https://www.rnd.de/politik/london-schwere-sexismus-und-rassismusvorwuerfe-gegen-die-polizei-ZTQXE72FLOT64UFNEJLBP4C3PM.html