Herausforderer Luiz Ignacio Lula da Silva hat die Präsidentenwahl in Brasilien gewonnen. Er setzte sich gegen Jair Bolsonaro mit fast zwei Prozent Vorsprung durch.Der linke Ex-Präsident Luiz Inácio Lula da Silva hat die Präsidentenwahl in Brasilien gewonnen. Lula kam in der Stichwahl auf 50,84 Prozent der Stimmen, wie das Wahlamt in Brasília am Sonntag (Ortszeit) nach Auszählung von über 99 Prozent der Stimmen bekanntgab.

 

Der rechte Amtsinhaber Jair Bolsonaro erhielt demnach 49,16 Prozent. Eine Umkehr des Resultats war nach Angaben der Behörde mathematisch unmöglich.Der frühere Gewerkschafter Lula hatte das mit 210 Millionen Einwohnern größte Land in Lateinamerika bereits von Anfang 2003 bis Ende 2010 regiert. Er ist der erste demokratisch gewählte Präsident Brasiliens, der in eine dritte Amtszeit geht. Außer dem Staatschef wurden am Sonntag auch Gouverneure in einem Dutzend Bundesstaaten gewählt.Alle Augen richten sich nun auf Bolsonaro – viele Brasilianer befürchten, dass Bolsonaro ähnlich wie der abgewählte US-Präsident Trump eine Wahlniederlage nicht akzeptieren wird. Regelmäßig zieht er die Zuverlässigkeit von Brasiliens elektronischen Wahlmaschinen in Zweifel, ohne dafür Beweise vorzulegen.

 

Umfragen sahen Lula vornEine unmittelbar vor Beginn der Stichwahl veröffentlichte Befragung des Instituts Datafolha sah Lula bei 52 Prozent, Bolsonaro bei 48 Prozent. Im ersten Durchgang der Präsidentschaftswahl Anfang Oktober hatte Lula 48 Prozent der Stimmen geholt, Bolsonaro 43 Prozent. Lula war bereits in den Jahren 2003 bis 2010 Präsident.Der Wahlkampf war mit äußerst harten Bandagen geführt worden und nahm zuletzt immer mehr den Charakter einer Schlammschlacht an. Die Vorwürfe unfairer Praktiken hielten auch noch am Wahltag an – Lulas Arbeiterpartei (PT) warf der Polizei vor, mit massiven Straßensperren vor allem im Nordosten des Landes Wählerinnen und Wählern die Stimmabgabe erschwert zu haben. In dieser Region genießt Lula besonders starken Rückhalt.Kontrollpunkte wurden wieder aufgelöstDer Vorsitzende des Obersten Wahlgerichts, Alexandre de Moraes, teilte mit, die Behörden hätten im weiteren Verlauf des Wahltages die Auflösung dieser von der Verkehrspolizei eingerichteten Kontrollpunkte angeordnet, an denen Fahrzeuge auf mögliche Verstöße gegen die Verkehrsvorschriften überprüft worden seien.Moraes versicherte, die Verkehrskontrollen hätten lediglich zur «Verzögerung» bei der Stimmabgabe geführt. Keiner der Busse sei von der Polizei angewiesen worden, umzudrehen und zum Herkunftsort zurückzufahren.

 

Das Wahlrecht sei nicht verletzt worden. Moraes lehnte es deshalb auch ab, die Öffnungszeiten der Wahllokale zu verlängern.PT-Vertreter hatten Videos in den Onlinenetzwerken verbreitet, die an den Kontrollpunkten gestoppte Busse mit Wählerinnen und Wählern zeigten. «Was im Nordosten passiert, ist inakzeptabel», erklärte Lula. Die Zeitung «Folha de São Paulo» berichtete, am Sonntagmittag habe es im Land mehr als 500 Straßensperren durch die Verkehrspolizei gegeben. Dies seien 70 Prozent mehr gewesen als während der ersten Wahlrunde am 2. Oktober. Wahl hat weltweite BedeutungIm Ausland wird mit besonderer Aufmerksamkeit der Kampf gegen die Abholzung des Urwaldes im Amazonas-Becken verfolgt. Bolsonaro hatte den Umweltschutz abgeschwächt. Lula will das rückgängig machen. Das Amazonas-Becken spielt als eine Art grüne Lunge eine besondere Rolle beim Klima weltweit.Ein Thema des Wahlkampfes war die Abwehr drohender Hungersnöte. Rapide steigende Lebenshaltungskosten und die Folgen der Coronavirus-Pandemie gefährden die Versorgung mit Nahrungsmitteln in einem Ausmaß, das vor einem Jahrzehnt unvorstellbar erschien. Eine Rolle spielte auch der Umgang mit der Pandemie. Wie sein politisches Vorbild Trump verharmloste Bolsonaro das Virus und sprach von einer «kleinen Erkältung».

Quelle: https://www.t-online.de/nachrichten/ausland/internationale-politik/id_100072968/lula-gewinnt-die-praesidentenwahl-in-brasilien.html