Es ist so lächerlich, daß man sich fragt, wofür der “Focus” seine Leser eigentlich hält. Im Kreml soll es Planungen gegeben haben, eine neue Partei in Deutschland zu etablieren, eine “Querfront” aus AfD und Sahra Wagenknecht. Wer schreibt denn da? “Der Kreml plante offenbar eine Querfront für Deutschland – gebildet aus der AfD und dem Wagenknecht-Lager. Das berichtet die ‘Washington Post’. Dadurch wollten die Russen die öffentliche Meinung in Deutschland manipulieren”, heißt es im “Focus“.

Sowohl Sahra Wagenknecht als auch Tino Chrupalla verwiesen diese Behauptung ins Märchenreich. Sahra Wagenknecht sagte der “Washington Post”, sie strebe “in keiner Weise” eine Zusammenarbeit oder eine Allianz mit der AfD an. Außerdem habe sie keinerlei Kontakte zu Vertretern Russlands gehabt. Chrupalla erklärte gestern, von solchen russischen Plänen noch nie etwas gehört zu haben. Es erfordert viel Selbstdiziplin, nicht in schallendes Gelächter auszubrechen, wenn ausgerechnet im “Focus” oder in der “Washington Post” zu lesen ist, Russen hätten geplant, die öffentliche Meinung in Deutschland zu manipulieren. Das ist nämlich ungefähr so, als hätten sich die Schoko-Osterhasen über dicke Kinder beschwert.

Transatlantisches Medien-Netzwerk für Deutschland/ Grafik von “Die Anstalt”, ZDF, 2014 – Screenshot Facebook

Gerade die Mainstream-Medien des “Wertewestens” hätten allen Grund, über Manipulationen der öffentlichen Meinung fein säuberlich den Mund zu halten. Das ist kein Thema für sie. Während sie nämlich mit dem Zeigefinger auf den “Übeltäter” deuten, zeigen drei Finger auf sie selbst zurück. Nein, “Manipulation der öffentlichen Meinung” ist wahrlich kein Thema für diese Herrschaften. Sie selbst sind die größten Manipulateure der öffentlichen Meinung im sogenannten Wertewesten. Und zwar im Auftrag.

Worum geht es also?

Es geht ganz einfach darum, den Friedensbewegten in der AfD und denjenigen im “Wagenknecht-Lager” die Fähigkeit abzusprechen, sich eine fundierte Meinung an der westlichen Medienpropaganda vorbei zu bilden einerseits – und sie als “Feindagenten” zu verleumden andererseits. Sie sollen als Fehlgeleitete und Verführte dargestellt werden, als urteilsunfähiges “Wachs in den Händen” perfider Manipulateure im Kreml, als dumm. Dem “Bösen” sollen sie auf den Leim gegangen sein. Das ist einfach ein lächerlicher Versuch in seiner ganzen Durchsichtigkeit. Wer die Fakten zur Entstehung des Ukrainekrieges sowie dem Zerwürfnis zwischen dem kollektiven Westen und Russland kennt, braucht wahrlich keine “russischen Pläne” zur Bildung einer Partei, die dann wieder im Auftrag “die öffentliche Meinung” manipulieren soll. Vielmehr ist es so: Wer jetzt dazu in der Lage wäre, die öffentliche Meinung erneut “zu manipulieren”, der hätte gute Chancen, daß die Öffentlichkeit hinterher weiß, wie sie vorher manipuliert worden ist. Daß sich die “Washington Post” und der “Focus” überhaupt mit einer solchen Meldung hervortrauen, beweist lediglich, daß sie dem Wahn frönen, sie selbst seien noch nicht identifiziert worden als die eigentlichen Manipulatoren.

Seit über einem Jahr inzwischen geht den Russen die Muniton aus, sie kämpfen mit schlecht ausgebildeten und undisziplinierten Soldaten, sie haben keine Chance auf einen Sieg, der Krieg ging überhaupt erst am 24. Februar 2022 los – das ganze Blah-Blah rauf und runter. Nichts davon ist wahr gewesen. Die Ukraine steht auf verlorenem Posten. Absolut. Dafür wurden Abermilliarden westlicher Steuergelder und hunderttausende ukrainischer und russischer Leben geopfert. Das wird Konsequenzen haben müssen. Noch 2021 wurden die Ukraine und ihr “Präsident” von genau denselben Westmedien als korruptes und postsowjetisches Ärgernis beschrieben, die ihren Lesern ab dem 25. Februar 2022 weismachen wollten, der “Präsident” sei über Nacht zum Heiligen mutiert – und “sein Land” zu einem Hort von Demokratie, Freiheit und “westlichen Werten“. Waren 2021 die Ukro-Nazis noch allgegenwärtig in der Berichterstattung über die Ukraine, so waren sie 2022 plötzlich eine Übertreibung, wenn nicht gleich gar ein Gerücht. Und genau diese Medien schwadronieren heute davon, der Kreml habe eine Partei in Deutschland gründen wollen, die als “Querfront” fungiert? – Das ist nur noch dreist.

Das Medienkalkül

Sie könnten allerdings richtig kalkuliert haben, daß sie mit dieser Räuberpistole erneut durchkommen bei der Mehrheit der Medienkonsumenten und deren “öffentlicher Meinung”. Wer sich “Focus”, “t-online”, die “Süddeutsche Zeitung”, die “Zeit” und hundert andere der mehr oder weniger gleichgeschalteten Westmedien unter Aufsicht der NATO und der Trilateralen Kommission im transatlantischen Mediennetzwerk heute noch als zuverlässige Informationsquellen andienen läßt, kann unmöglich wissen, was Oliver Stone in zwei sehenswerten Dokus (von 2016 und 2019) über die Ukraine – übrigens unwidersprochen – zu berichten wusste, und als was die Ukraine in den USA lange vor dem Krieg bereits betrachtet wurde, respektive, wozu sie herhalten – und welche Rolle sie spielen sollte in den geostrategischen Wolkenkuckucksplänen jener amerikanischen Neocons, die eine militärische Eskalation zwischen der Ukraine und Russland lange und sorgfältig geplant hatten. Mit dem Ziel einer wirtschaftlichen Schwächung Russlands so weit nämlich, daß die Russen selbst einen Regime-Change herbeiführen würden, um Wladimir Putin loszuwerden. Das ist grotesk gescheitert. Putin ist in Russland populär wie nie zuvor. Es wird keine “wirtschaftliche Ukrainisierung” Russlands im gigantischen Maßstab zum Wohl & Frommen westlicher Multis und deren angehängter Politabteilung geben. In den Jelzinjahren hatte es so ausgesehen, als könnte das klappen. Seit Putin nicht mehr. Kein Russe ist gezwungen, vor dem kollektiven Westen auf Knien herumzurutschen und ihn um Rettung aus der wirtschaftlichen Misere zu bitten. Die wirtschaftlche Misere hat sich der Westen mit einem Schuß ins eigene Knie selbst bereitet.

In denselben Medien, die heute von russischen Plänen zur Etablierung einer neuen Partei in Deutschland schwadronieren, um eine Opposition gegen ihre eigenen Manipulationen der öffentlichen Meinung als “russisch gelenkt” zu diskreditieren, war in Deutschland wenig bis nichts zu lesen über die Einflußnahmen amerikanischer Geheimdienste auf die sozialen Medien, ihr Gemauschel mit den großen Mainstream-Zeitungen und den Mainstream-Sendern, über die Dokumente, die der Sprecher des Repräsentantenhauses, Kevin McCarthy, an Tucker Carlson herausgegeben hatte, den Inhalt der “Twitter-Files” und jene jüngsten “Leaks”, die offenbar aus höchsten Sicherheitskreisen der USA in die Öffentlichkeit lanciert wurden, um sich des ignoranten politischen Drucks gewählter Traumtänzer gegen jeden militärischen Sachverstand in den USA zu entledigen.

Globales Erwachen

Was “Washington Post” und der “Focus” über die angeblichen russischen Pläne zur Gründung einer neuen Partei in Deutschland unter Verwendung von allerlei “mutmaßlich” und “angeblich” ausplaudern, ist nichts anderes als das übliche, inzwischen schon panisch zu nennende, mediale Regierungsbütteltum zum Schutz westlicher Regierungen, die unter US-amerikanischer Kuratel stehen und tun müssen, was ihnen von Washington aufgetragen wird. Der französische Präsident Macron hat das in China jüngst eingeräumt und dafür plädiert, daß sich die Europäer von den USA emanzipieren. Ungarns Premier Orbán kommentierte das “Dekret” von NATO-Generalsekretär Stoltenberg, demzufolge die Ukraine der NATO möglichst schnell beitreten soll, mit einem erstaunten “What!?”. Der türkische Innenminister Süleyman Soylu konstatierte dieser Tage unverblümt: “Die ganze Welt hasst Amerika”. Die Saudis wickeln ihre Ölgeschäfte nicht mehr nur in US-Dollar ab. Außerdem schlossen sie eine Art Frieden mit ihrem Erzfeind Iran. Ein weiterer Keil, der den amerikanischen Geostrategen nun fehlt.

Das alles vor dem Hintergrund, daß sich die mafiösen Strukturen, die in den USA bald sämtliche Institutionen – auch die Justiz – politisiert haben, zunehmend in die Ecke gedrängt sehen. Das Außenministerium von Anthony Blinken steht seit den jüngsten Leaks unter Druck, das Justizministerium von Merrick Garland, das Finanzministerium von Janet Yellen, das Verteidigungsministerium von Lloyd Austin – und nicht zuletzt das Weiße Haus selbst. Der Skandal um die geschäftlichen Aktivitäten von Biden-Sohn Hunter zieht immer größere Kreise und der mutmaßliche, mindestens aber umstrittene Präsident selbst hängt inzwischen schwer mit drin. Die ganze Welt mit Ausnahme der USA und ihrer Vasallen selbst hat die Schnauze gestrichen voll vom amerikaniscchen Hegemon und dessen sagenhafter Intriganz. Selbst innerhalb der USA findet ein Umdenken statt. Für Publikationen wie die “Washington Post”, die “New York Times”, Sender wie “CNN”,”MSNBC”, “ABC” sieht es düster aus – und demzufolge auch für die deutsch-medialen Transatlantikbüttel. Das ist es dann letztlich auch, was der “Bericht” zu den angeblichen Kreml-Plänen, in Deutschland eine neue Partei zu etablieren, tatsächlich ist: Das Gestrampel derjenigen, die wissen, daß sie solange nicht erledigt sind, wie sie noch strampeln.

Gedankenspiel vs. Realität

Ungeachtet dessen ist es aber auch so, daß Erwägungen zu der Frage, wie die von den USA verordnete Russenfeindlichkeit bei den europäischen Vasallen – also auch in Deutschland – zu brechen sein könnte, zwangsläufig darauf hinauslaufen, sich zu überlegen, wie eine Partei aussehen müsste, die eine Kursänderung herbeizuführen in der Lage wäre. Schließlich geht es um eine sogenannte Parteiendemokratie. Daß man im Rahmen solcher Erwägungen zwangsläufig bei einer imaginären “AfD-Wagenknecht-Allianz-Partei” (AWAP) herauskommt, ist nur zu verständlich. Ob das realistisch ist oder nicht, spielt im “Wäre-könnte-würde”-Spiel zunächst keine Rolle. Es ist nicht realistisch. Man kann sich auch überlegen, wie der Weihnachtsmann aussehen würde, wenn er sich auf einmal als Weihnachtsfrau identifizieren würde. Ausdenken kann man sich vieles. Reine Gedankenspiele kommen vermutlich auch in Moskau vor. Daß allerdings eine Allianz von AfD und Linken in Form einer neuen Partei möglich sein soll, – so verpeilt wird niemand sein, gerade in Moskau nicht. Weswegen auch die Behauptung nicht stimmen kann, es habe dort ernsthafte Pläne zur Umsetzung eines rein theoretischen Gedankenspiels gegeben. Im Kreml weiß man sehr genau, daß die AfD einen derartigen “Verrat” an den Grundüberzeugungen ihrer Wähler nicht überleben würde. Der Feind steht schließlich links. Daran ändert auch die Tatsache nichts, daß es unter einem bestimmten Aspekt Überschneidungen von Teilen der AfD mit Teilen der Linken gibt. Dazu sind die grundsätzlichen Differenzen viel zu groß, um nicht zu sagen unüberbrückbar. Es ist nicht anzunehmen, daß das im Kreml niemandem bewußt sein soll.

Im Übrigen ist es ohnehin nur eine Frage der Zeit, bis in Europa niemand mehr um die Einsicht herumkommt, daß man auf die USA als “Verbündete und Partner” besser schon viel früher verzichtet hätte, weil: An guten Beziehungen zu Russland führt für Europäer kein Weg vorbei. Das ist unabhängig von der Frage wahr, wie lange es noch dauert, bis diese Einsicht Allgemeingut geworden ist. Sie wird es auf jeden Fall werden. Je früher desto besser.

Quelle: https://ansage.org/washington-post-focus-putin-plante-neue-partei-fuer-deutschland/