
In Kasachstan wurde ein Interview mit dem Großmeister der Freimaurerei des Landes veröffentlicht. Das Gespräch erschien auf der Plattform Ratel.kz und widmet sich der Tätigkeit der Freimaurer in Kasachstan, ihren Grundprinzipien, inneren Regeln sowie ihrem Verhältnis zur Gesellschaft.
Der Großmeister spricht über die Arbeit aller fünf aktiven Logen in Kasachstan. Dazu gehören die Loge in Astana (Bajterek Nr. 4) sowie mehrere Logen in Almaty: die Ehrwürdige Loge Nr. 1 „Alikhan Bukeikhanov“, die Loge „Licht des Ostens / Qemel (Orient) Nr. 2“, die Ehrwürdige Loge Nr. 5 „A. S. Puschkin“. Darüber hinaus wird die wandernde internationale Loge Nr. 3 United Nomadic Brothers erwähnt.
Der Großmeister betont ausdrücklich, dass die Freimaurerei in Kasachstan keine Expansion um der Anzahl willen anstrebt. Ziel sei nicht die Vergrößerung der Mitgliederzahl, sondern die Qualität der Bruderschaft sowie die strikte Einhaltung freimaurerischer Traditionen.
Warum sind Informationen über die Zusammensetzung der Logen und die Namen der Brüder nicht öffentlich?
Der Großmeister erklärt, dass dies einem fundamentalen Prinzip der Freimaurerei entspreche. Vertraulichkeit diene dem Schutz der inneren Freiheit des Menschen. Die Offenlegung von Namen der Brüder sei strengstens untersagt und dürfe nicht diskutiert werden, sofern die betreffenden Brüder nicht selbst den Wunsch äußern, sich öffentlich zu zeigen.
Die Freimaurerei trenne bewusst den inneren Weg des Menschen von seinen öffentlichen Rollen. Diese Trennung ermögliche Aufrichtigkeit sowie Freiheit der inneren Arbeit und geistigen Entwicklung. Der innere Prozess solle unabhängig von gesellschaftlichem Status oder öffentlicher Funktion stattfinden.

Was geschieht mit Menschen, die aus Interesse an Kontakten oder Möglichkeiten zur Freimaurerei kommen?
Nach Aussage des Großmeisters gelangen solche Personen in der Regel nicht bis zur Initiation. Die Freimaurerei sei ein langer und anspruchsvoller Weg. Menschen, die schnelle Ergebnisse oder praktischen Nutzen erwarteten, würden auf natürliche Weise ausscheiden.
Die Freimaurerei sei weder ein Business-Club noch ein Instrument des persönlichen Coachings und auch kein kurzer Weg zum alltäglichen Erfolg. Sie sei eine lebenslange Arbeit an sich selbst, symbolisch beschrieben als das Bearbeiten des eigenen „rohen Steins“.
Karriereorientierte Menschen empfänden die Freimaurerei als langweilig und verspürten häufig eine unmittelbare innere Abstoßung. Gleichzeitig wird betont, dass berufliche Ambitionen nicht unterdrückt würden. Die Verbesserung des Lebens der Brüder und Schwestern in allen Bereichen sei Teil der freimaurerischen Existenz, doch Karriere sei niemals ein vorrangiges Ziel.
Der Großmeister weist darauf hin, dass die Freimaurerei aus Verbindungen bestehe. Weltweit gebe es schätzungsweise über acht Millionen Freimaurer. Es handele sich in der Regel um würdige Menschen, die durch gemeinsame „höhere Werte“ verbunden seien, was Möglichkeiten implizit einschließe, ohne diese zum Zweck zu machen.

Kann die Freimaurerei als Weg des Dienstes bezeichnet werden und wie gelangt man in den Orden?
Diese Frage beantwortet der Großmeister eindeutig mit Ja. Die Freimaurerei sei ein Weg des Dienstes — jedoch durch persönliches Beispiel und nicht durch laute Erklärungen. Die Welt verändere sich nicht durch Deklarationen, sondern durch das innere Wachstum des Menschen.
Die Wege in den Orden seien vielfältig. Es gebe offizielle Kanäle, etwa über die Einreichung einer Bewerbung über die Website sowie über soziale Medien.
Daneben existiere der Weg über Empfehlungen von Mitgliedern der Bruderschaft. Der Großmeister betont, dass es keine Garantie für Aufnahme gebe und jeder Kandidat einen Prüfungsprozess durchlaufe.

Was sollte die Gesellschaft über die Freimaurerei in Kasachstan verstehen?
Der Großmeister erklärt, dass die Freimaurerei weder eine geheime Macht noch ein geschlossener Club für Auserwählte sei. Sie sei eine Gemeinschaft von Menschen, die freiwillig eine höhere Verantwortung für ihre Gedanken, ihr Handeln und ihr Verhältnis zur Gesellschaft übernehmen.
Niemand solle zur Freimaurerei kommen, um Macht über die Welt zu suchen. Wer jedoch auf der Suche nach sich selbst sei und nach dem Wohl des Landes sowie der Menschheit strebe, könne in der Freimaurerei einen Weg finden.

Was wünscht der Großmeister Kasachstan zum Tag der Unabhängigkeit?
Er wünscht dem Land innere Reife. Unabhängigkeit solle nicht nur auf staatlicher Ebene bestehen, sondern auch im Bewusstsein jedes einzelnen Menschen. Unabhängigkeit von eigenen Leidenschaften und Unvollkommenheiten sowie die bewusste Entscheidung für Aufbau und Ordnung anstelle von Chaos und Zerstörung.
Wenn der Bürger seine Verantwortung erkenne, werde auch der Staat wirklich stark.
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