Vitaliy Koltochnik
Vize-Präsident des Zentrums für Volksdiplomatie Kasachstans, internationaler Politikanalyst

Vom 16. bis 18. September 2025 fand in Astana der VIII. Kongress der Führer der Welt- und traditionellen Religionen unter dem Motto „Dialog der Religionen: Synergie für die Zukunft“ statt. Seit seiner Gründung im Jahr 2003 auf Initiative Kasachstans hat sich dieses Forum zu einer einzigartigen internationalen Plattform entwickelt, auf der geistliche und gesellschaftliche Führer die Herausforderungen der Gegenwart diskutieren und Werte formulieren, die die Menschheit in Zeiten globaler Turbulenzen vereinen können. Seine Erklärungen werden regelmäßig von der Generalversammlung der Vereinten Nationen als offizielle Dokumente angenommen, was seine institutionelle Bedeutung unterstreicht.

Eine Welt in der Krise – Kasachstan zeigt Auswege

Die moderne Welt ist mit zunehmenden Konflikten, hybriden Kriegen, ideologischer Polarisierung und humanitären Krisen konfrontiert. Die Gefahr einer nuklearen Eskalation ist wieder zu einer realen Sorge geworden. Präsident Kasym-Schomart Tokajew betonte: Der einzige Weg zu Stabilität ist konstruktiver Dialog und die Stärkung des Vertrauens.

Kasachstan schlug eine neue Formel für die Weltordnung vor, die auf universellen menschlichen Werten und Mechanismen zur Konfliktverhütung beruht – eine Ordnung ohne Verlierer.

Kasachstan: Laboratorium des religiösen Friedens

Kasachstan war historisch ein Kreuzungspunkt der Zivilisationen. Heute existieren im Land rund 4 000 religiöse Gemeinschaften, die 18 Konfessionen repräsentieren. Der Staat bewahrt sorgfältig die Heiligtümer verschiedener Traditionen: vom Mausoleum von Khoja Ahmed Yasawi und der unterirdischen Moschee Beket Ata bis zu orthodoxen und katholischen Kirchen, Synagogen und buddhistischen Denkmälern.

Dieses friedliche Zusammenleben, ergänzt durch die Arbeit der Volksversammlung Kasachstans, demonstriert der Welt ein Modell des institutionalisierten Dialogs, in dem Religionen und Ethnien nicht nur ihre Traditionen bewahren, sondern auch gleichberechtigt am öffentlichen Leben teilnehmen.

Tokajew: Architekt einer neuen humanen Weltordnung

Kasym-Schomart Tokajew war de facto der Initiator des Forums, indem er während aller Jahre der Unabhängigkeit die Außenpolitik Kasachstans leitete. Seine Erfahrung in den Strukturen der UNO, wo er das Amt des stellvertretenden Generalsekretärs bekleidete, verlieh dieser Initiative institutionelle Tiefe und internationale Autorität.

 

Der Präsident schlug das Konzept der universellen moralischen Leitlinien vor und betonte, dass die wahre Essenz der Vereinigung der Menschheit nicht in Mythen über eine „Weltregierung“ liegt, sondern in der Universalisierung der Werte, die von großen Lehrern und Propheten überliefert wurden. Immer öfter wird Tokajew daher als idealer Kandidat für das zukünftige Amt des Generalsekretärs der Vereinten Nationen gesehen.

Tokajew entwirft faktisch eine neue humane Architektur der Weltordnung. Sie basiert auf dem Dialog der Religionen und Nationen, auf Respekt vor Traditionen und Offenheit für universelle Werte. In dieser Architektur werden geistige und kulturelle Orientierungspunkte zum Fundament der internationalen Politik und erfüllen die diplomatischen Institutionen mit dem Geist des Humanismus und der nachhaltigen Entwicklung.

„Gebote für Algorithmen“: Kasachstans Antwort auf das digitale Zeitalter

Zum ersten Mal stand die Ethik der künstlichen Intelligenz im Mittelpunkt des Kongresses. Tokajew schlug die Einrichtung einer interreligiösen Kommission für KI-Ethik und die Ausarbeitung von „Geboten für Algorithmen“ vor, die unter anderem folgende Prinzipien enthalten:

  •  Vorrang des Menschen vor dem Algorithmus
  •  Unzulässigkeit von Diskriminierung
  •  Schutz der Privatsphäre und Wahlfreiheit
  •  Nachvollziehbarkeit von KI-Entscheidungen
  •  Verantwortung und öffentliche Kontrolle
  •  digitale Gleichheit
  •  Sicherheit als Standard

Diese Leitlinien können zu einem moralischen Kodex des 21. Jahrhunderts werden, der die digitale Entwicklung der Menschheit lenkt.

Junge religiöse Führer: Hoffnungsträger für den Frieden

Der VIII. Kongress unterstützte die Initiative zur Schaffung einer Bewegung für den Frieden, die religiöse Führer, Politiker, Experten, NGOs und die Jugend vereinen soll. Diese Initiative basiert auf den Werten der Heiligkeit des Lebens, des Mitgefühls und der gegenseitigen Hilfe. Ihr Ziel ist es, geistige und weltliche Kräfte zu bündeln, um Gewalt zu beenden und friedliche Lösungen zu fördern.

Besonderes Augenmerk galt dem Forum junger religiöser Führer, das zeigte, dass die neue Generation bereit ist, die Ideen von Frieden und Dialog in die Zukunft zu tragen. Diese Generation bildet ein verlässliches Fundament für die Einheit von Ost und West, Nord und Süd.

Organisation der Weltreligionen: Vision einer globalen Ethik

Kasachstan schlug vor, die Gründung einer Organisation der Weltreligionen zu diskutieren, die die Arbeit der UNO ergänzen könnte. Eine solche Struktur würde universelle Werte-Standards abstimmen, Konflikte verhindern und globale Initiativen vorantreiben – von der Klimapolitik über humanitäre Missionen bis hin zur Regulierung der Technologieethik.

Weltweite Anerkennung: Preise und Auszeichnungen

Bei der Abschlusszeremonie des Kongresses wurden internationale Auszeichnungen verliehen:

  •  Den Astana-Preis erhielt der UN-Untergeneralsekretär Miguel Ángel Moratinos
  •  Die „Schapagat“-Medaille wurde dem iranischen Diplomaten Mohammad Mehdi Imanipour verliehen
  •  Den „Dostyk“-Orden II. Klasse erhielten Li Guangfu (China) und Samir Shantilal Somaiya (Indien)
  •  Vertreter aus Ägypten, Israel, Belarus, dem Vatikan, Tadschikistan, China, den VAE und Pakistan wurden zu Ehrenbotschaftern des guten Willens ernannt

Kasachstan – die „Schweiz der Diplomatie“ in Eurasien

Astana festigt seinen Status als globales Zentrum des Vertrauens, wo sich Ost und West, Nord und Süd begegnen. Hier entsteht eine neue Architektur der Zusammenarbeit, die auf Respekt und gegenseitigem Verständnis basiert.

Der VIII. Kongress hat gezeigt, dass eine nachhaltige Weltordnung nur durch Frieden, Sicherheit und effektive Mechanismen der Konfliktlösung möglich ist. Kasachstan und sein visionärer Präsident spielen eine besondere Rolle in diesem historischen Prozess, indem sie der Welt eine Sprache der Eintracht und der Hoffnung anbieten.

Kasachstan. Einheit in Vielfalt. Dialog für die Zukunft.